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Hygiene- ein oft vernachlässigter Faktor

Aktualisiert: 12. März

Bei meinen Besuchen in diversen Pferdeställen kommt es immer wieder vor, dass Pferde Symptomatiken wie Husten, Kotwasser oder Kolikanfälligkeit entwickelt haben und ich bei der Ursachenfindung unterstützen soll. Oftmals wird die Suche nach dem Auslöser hierbei jedoch in erster Linie auf die eingesetzten Futtermittel an sich beschränkt. Dabei liegen die Ursachen in vielen Fällen gar nicht am Futter selbst.


 

Zum besseren Verständnis habe ich zwei Beispiele aus der Praxis mitgebracht:


Fall 1: Pferd mit diagnositziertem equinem Asthma. Eine Umstellung der Fütterung, Wechsel der Einstreu auf staubarme Späne sowie Bedampfung des Heus und regelmäßiges Inhalieren wurden bereits umgesetzt. Trotzdem fängt das Pferd immer wieder an zu Husten. Doch warum?

Die Ursache: Immer nachmittags - wenn die Pferde bereits in den Boxen standen - wurde nochmals nachgemistet und die Stallgasse im Nachgang gefegt. Der dabei aufgewirbelte Staub reizte die Atemwege des Pferdes weiter, weshalb sich der Husten trotz der Umsetzung anderer Maßnahmen nicht beruhigen konnte. Nach Umstellung des Managements (misten und reinigen nur wenn die Pferde sich nicht im Stalltrakt befinden, Stallgasse vor dem Fegen anfeuchten) klangen die Symptome nach wenigen Tagen ab.


Fall 2: Mehrere Pferde eines Bestandes zeigen anhaltendes Kotwasser. Das Heu wurde getestet, die Gesamtfütterung auf Gemeinsamkeiten geprüft sowie einzelne Pferde über ein Blutbild auf Auffälligkeiten untersucht. Die Besitzer wussten nicht mehr, wo sie noch nach der Ursache suchen sollten.

Die Ursache: Die Pferde tranken alle aus einem gemeinsamen Wasserbottich. Dieser bestand aus einer alten Badewanne, welche Ablagerungen und Algenbildung aufwies. Nachdem die Haltergemeinschaft das Wasser nun täglich frisch wechselt sowie Ablagerungen und Schmutz entfernt, sind die Pferde wieder symptomfrei.


 

Wir sehen: mit ein paar doch recht einfachen Maßnahmen lässt sich schnell eine Besserung erzielen - und das ganz ohne Zusatzfutter und große Umstellungen. Denn Fakt ist: eine gute Hygiene im Pferdestall fördert die Gesundheit und das Wohlbefinden. Je sauberer Stallungen, Tröge, Tränke-Einrichtungen, Futterkammern, und alle anderen Bereiche des Hofes sind, desto weniger Belastung an Viren, Bakterien und Parasiten ist vorhanden. In Folge breiten sich Erreger weniger schnell aus und die Tiere werden seltener krank.



Dies ist im Übrigen auch ein Grund, weshalb ich bei der Beratung großen Wert auf eine umfassende Besprechung aller relevanten Faktoren aus Haltung und Management des jeweiligen Pferdes lege. Nur so können wir Auslöser für bestehende Probleme identifizieren und wirklich nachhaltig eine Verbesserung für das Pferd schaffen anstatt nur die Symptome zu bekämpfen. Auch bei augenscheinlich gesunden Pferden ist eine Identifikation potentieller Auslöser hilfreich, damit Probleme gar nicht erst entstehen.


Regelmäßige, feste "Putzroutinen" sollten somit ebenso zum Stallalltag gehören wie das Putzen des Pferdes oder das Vorbereiten des Futters. Meist sind die Aufgaben in wenigen Minuten erledigt und schaffen dennoch mit wenig Aufwand einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert für dein Pferd. Dabei muss im Übrigen nicht alles steril gehalten und täglich desinfiziert werden - durch wissenschaftliche Studien konnte gezeigt werden, dass schon allein durch eine gründliche Reinigung unter Verwendung von Reinigungsmittel und Wasser 90 % der vorhandenen Bakterien entfernt werden können.


 

Damit eine Idee hast, wie du die Hygiene in deinem Stallbereich schnell und nachhaltig verbessern kannst, habe ich einen "Hygienecheck" zum Download gebastelt. Dieser teilt sich in tägliche, wöchentliche und jährliche Aufgaben und kann z.B. auch wunderbar im Stall aufgehängt werden.


Hygienecheck
.pdf
PDF herunterladen • 267KB

Mein Tipp: Insbesondere die 2-3 mal pro Jahr anfallenden "Putzaktionen" lassen sich schön als Stall-Event organisieren. Durch Einbindung der gesamten Stallgemeinschaft lassen sich Aufgaben gut verteilen und schnell umsetzen. In Verbindung mit einem gemeinsamen Grillabend oder einer Brotzeit stärkt dies gleichzeitig die Stallgemeinschaft und hilft der Gesunderhaltung der Pferde.


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